Alexander Salzmann
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Wie kam es zur Gründung des Stockwerks?
Ich hab als Historiker auch Projektarbeit gemacht, das heißt, ich hab de facto alleine zu Hause gearbeitet. Als Historiker hast du auch nicht wahnsinnig viel „Kundenkontakt“, es gab lange Perioden, wo ich im Archiv oder in der Bibliothek war und sonst zu Hause gesessen bin. Keine Trennung zwischen beruflicher und privater Sphäre, damit hab ich mir schon immer schwer getan, das heißt, ich habe in den Abend hinein gearbeitet oder am Wochenende. Ich hab dann eine Zeitlang bei Freunden, die ein kleines Gemeinschaftsbüro mit 4, 5 Leuten waren, in deren nicht genutztem Meetingraum gearbeitet. Das war für mich so eine Art mini coworking space, wo ich einfach untergeschlüpft bin, um aus der Isolation der eigenen Wohnung/Büro rauszukommen. Und nachdem man sich als Geisteswissenschaftler ja ein bisschen schwer tut mit Geld verdienen und nicht so recht weiß, was im nächsten Jahr passiert, wenn man nicht grad auf der Uni angestellt ist, hab ich überlegt, was ich sonst machen könnte, was auch zukunftsträchtiger ist: und bin aus der persönlichen Erfahrung heraus auf die Coworking Idee gekommen. Ich hab dann zusammen mit meinem Bruder und einem Freund eine GmbH gegründet, die seit zweieinhalb Jahren das Stockwerk betreibt. Wer arbeitet im Coworking space? Wir sind ein Coworking space ohne –Türkontrolle will ich nicht sagen, aber wir haben kein .. es gibt Coworking spaces, die sich einem social entrepreneurship verschrieben haben, die sich auf start-ups und IT und software developer konzentrieren. Das haben wir hier nicht gemacht, bei uns ist es prinzipiell offen, es kann jeder kommen, jede kommen. Der Mix, der sich daraus ergeben hat, ist aber extrem sinnvoll: wir haben hier Grafiker, Fotografen, Werbefilmregisseure, diverse Marketingbereiche, Storytelling Experten, Homepage und App Entwickler. |
Das heißt, du kannst im Grunde zu uns ins Haus kommen und eine Firma gründen, weil du alles von Grafik, Text, Online Auftritt, Marketing hier abdecken kannst. Wir haben auch eine crowdfunding Plattform hier, wo schon einige Projekte von Leuten aus dem Haus drüber gelaufen sind. Das ist insofern wahnsinnig sinnvoll, weil es halt den Leuten im Haus auf kurzem Wege ermöglicht, Kooperationspartner oder Auftragnehmer zu finden. War das ein Zufall, dass das Stockwerk im 15. Bezirk gelandet ist? Wir haben natürlich überlegt, welche Standortoptionen uns sinnvoll erscheinen. Der 15te war für uns schon interessant. Das Eck mag jetzt auf den ersten Blick nicht spektakulär wirken, vor zwei Jahren vielleicht noch weniger als es jetzt der Fall ist. Aber wir haben mit U3, U4, U6, in diesem U von Längenfeldgasse, Gumpendorferstraße und Westbahnhof formidable U-Bahnanbindungen, wir haben den Gürtelradweg vor der Tür. Wir liegen quasi in der Verlängerung von Gumpendorferstraße und Mariahilferstraße und, was bei uns manche auch nützen, in der Einzugsachse vom Westen, also Purkersdorf, Pressbaum, wir haben auch Leute, die von diesem Bereich von Niederösterreich zu uns kommen. Die mit dem Zug in 15 Minuten in der Stadt sind und dann noch 3 Minuten Fußweg zu uns haben, also manche von denen sind glaub ich schneller hier als ich. Mit dem Standort bin ich sehr zufrieden inzwischen. Und der 15. Bezirk ist ja auch einer, wo sich ein bisschen was tut, es gibt hier auch Möglichkeiten, Leute kennen zu lernen, die Initiative „einfach15“ ist sehr aktiv, und wir nutzen das auch, wir gehen zu einem After work Bier ins Quell oder treffen uns am Reindorfgassenfest. Der 15te kommt hier ganz gut an. |
Gibt es konkrete Anhaltspunkte, wo ihr euch mit dem Stockwerk mit dem Bezirk verknüpft?
Verknüpfen will ich jetzt nicht sagen, aber wir waren Zwischenstation für Bezirksrundgänge von Stadtplanern oder Besuchern, die sich den 15ten und die Entwicklungen, die sich hier abspielen, angeschaut haben. Aber wirklich kooperieren im Sinne, dass wir auf die Straße gehen, das tun wir nicht, da sind wir vielleicht auch ein bissl zu weit weg von der Reindorfgasse, wenn wir da näher ums Eck wären, könnt ich mir vorstellen, dass man beim Reindorfgassenfest mitmacht oder so. Habt ihr Kontakte zu den BewohnerInnen in der Nachbarschaft? Das ist hier schwierig, rund um uns herum ist reine Wohngegend, da sind nur verschlossene Türen, da gibt´s nichts. Auf der anderen Straßenseite, von den 4 Häusern, die uns gegenüber sind, gehören drei der Kirche, davon stehen zwei leer, eines ist Pfarrheim, eines ist die Kirche selber, das Haus neben uns war ein Apartment Motel, wo Urlaubsgäste sich wochenweise in die Apartments eingemietet haben. Also nein, da ist unmittelbar wenig, wo wir jetzt gesagt haben, diese Nachbarn gibt´s, die kennen wir schon. Was wir machen: wir haben nebenan den Turnerpark und setzen uns im Sommer ab und zu mit Liegestühlen raus, da kommt´s mal vor, dass man wen kennenlernt. Wir haben auch schon einmal ein meetup, also eine kleine Veranstaltung, draußen im Park gemacht, wo wir einfach gesagt haben, es ist schön, wir organisieren das jetzt Open Air, was glaub ich, eine Wien-Premiere war für ein software developer meetup in der Form, wo man mit Leuten ins Gespräch kommt natürlich, aber unmittelbar in der Gegend, da gibt´s eigentlich nichts, das ist wirklich eine reine Wohngegend hier. |