Musiker_innen Kollektiv
Ich bin die Veronika Mayer und ich bin Komponistin, Musikerin: Klangkünstlerin sagt man jetzt immer so schön. Ich mach verschiedenste Arten von Musik, wie elektronische, instrumental-zeitgenössische Musik und Klanginstallationen. Im Laufe der letzten Jahre sind auch unter uns allen einige gemeinschaftliche Arbeiten entstanden und Konzerte.
Mein Name ist Christine Schörkhuber, ich bin ursprünglich Medienkünstlerin, arbeite aber hauptsächlich in dem Bereich der Klangkunst beziehungsweise der experimentellen Musik, als Musikerin im Allgemeinen mit vielen selbstgebauten Instrumentarien und abstrusen Dingen und ich hab eben hier in dem Studio auch mit den Anderen gemeinsam viele Klanginstallationen gebaut, viele Objekte. Ich habe hier mein Soloalbum aufgenommen. Ich trete als Musikerin unter dem Namen Canned Fit auf, und als Medienkünstlerin unter meinem bürgerlichen Namen Christine Schörkhuber. Ich bin die Hui Ye. Ich komm ursprünglich aus China und seit 12 Jahren lebe ich in Wien, ich habe hier auch mein Studium fertig gemacht und die Veronika kenn ich auch schon aus dem Studium. Ich bin Komponistin, Musikerin und Medienkünstlerin und komponiere und mache viel elektronische Musik als Musikerin und seit ein paar Jahren fing ich auch an, viele Videos zu drehen und Installationen, Klanginstallationen zu machen. Ich bin die Lale Rodgarkia-Dara, ich mach Musik, eher klassisch elektroakustische Musik und komm ursprünglich aus der Literatur und bin irgendwie in der Musik gelandet. |
Gab´s das Kollektiv schon vorher oder habt ihr euch erst mit diesem Raum formiert?
Christine: Irgendwie war´s so, dass zum einem der Verein Mz. Balthazar´s Laboratory einen Raum gesucht hat, in dem ich aktiv war und auch die Lale aktiv war, zum anderen die Veronika und ich eine Werkstatt gesucht haben und die Hui gemeint hat, sie hat eigentlich auch Interesse an einem Studio bzw. Werkstatt und dann entstand aus dem "kleinen Arbeitsraum suchen" ein "großer Arbeitsraum suchen" und als wir dann einen großen Raum hatten, waren wir alle hier und so hat sich das Kollektiv gebildet. Veronika: Also es stimmt eigentlich, das Kollektiv hängt mit dem Raum zusammen, die Raumsuche von mehreren Menschen hat dazu geführt, dass wir uns hier zusammengefunden haben. Hui: Aber kooperative Zusammenarbeit gibt´s auch schon unter uns, bevor der Raum entstanden ist. Lale: Ich glaub auch, dass der reale Raum praktikabel war, um was eh schon existiert zwischen uns allen, noch mal zu manifestieren und durch das Ausziehen aus dem Raum wir uns auch plötzlich versuchen als Kollektiv zu definieren, weil dieser Referenzraum, der materialisierte, wegfallt. Das ist ein interessanter Punkt: Wir definieren uns als Kollektiv ab dem Zeitpunkt, wo wir keinen gemeinsamen Raum mehr haben. Was ist der Grund, warum ihr raus müsst? Veronika: Weil wir ihn nicht mehr erhalten können. Das war der Anstoß, dass wir überhaupt wieder darüber nachgedacht haben: Brauchen wir den Raum, was für einen Raum brauchen wir jetzt eigentlich, wie haben sich die Situationen für jeden geändert? Und ich glaub, es ist zwar schade, dass wir ausziehen, aber es ist auch eine Zeit, wo jeder sich in eine andere Richtung entwickelt. Hui: Aber auch ausgelöst dadurch, dass der Verein auszieht, das war der Auslöser, es geht sich dann auf jeden Fall nicht mehr aus mit uns und dann wäre die Konsequenz, dass wir nach neuen Mitmietern suchen, so haben wir langsam erfasst, dass das alles nicht so einfach ist und dass zur Zeit eigentlich niemand von uns diese Verantwortung haben möchte, hauptsächlich für den Raum verantwortlich zu sein. Habt ihr bewusst im 15ten nach dem Raum gesucht? Christine: Das war nicht so ganz Zufall, ich hab ziemlich verstärkt in Richtung 15. Bezirk gesucht, wie ma den Raum dann kriegt haben, war eigentlich schon Zufall, aber der 15te ist ein typischer Künstlergentrifizierungsbezirk in diese Richtung, dass man weiß, ok die Mieten sind relativ günstig, werden´s auch noch eine Weile sein, aber es ist nicht so weit weg vom Schuss. Es war nicht so ganz zufällig, dass wir im 15ten gelandet sind. Ich mag die Gegend und wusste, dass da recht viel günstiger Leerstand ist. Habt ihr in der Zeit, in der ihr im Bezirk wart, bemerkt, dass sich die Gegend verändert hat? Veronika: Schon. Bei uns, das Eck hier nicht. Die Reindorfgasse hat sich viel geändert, vorne der Sparkassaplatz, das zweite Wirtshaus zum Quell ist dazugekommen. Christine: Das Suchtberatungszentrum hat schon Einiges geändert. Am Anfang, als das aufgetaucht ist, war das ein ziemlicher Einschnitt hier, weil´s ziemlich geballt war. Das war suboptimal geplant, weil´s ein bisschen zu viel für die Gegend ist, zum Vertragen, sozusagen. Ziemlich viel fertige Teenies und ziemlich viel Drogenabhängige, die ihre Substitute zwei Straßen weiter verkauft haben. Ich bin mal ausgestiegen aus der U-Bahn und dann lag da ein Mädchen mit einer Spritze im Herz. Das war am Anfang schon ein ziemlicher Einschnitt. Das hat sich dann aber wieder eingependelt. Da war auf der einen Seite diese extreme Tendenz, von wegen wir machen jetzt den 15ten hipp und dann ist das eh schon eine Gegenwirkung. Da war´s dann wieder nicht Hipster. |
Veronika: Jetzt sind eigentlich relativ viele Straßenlokale leer, das war anfangs anders, als wir hierher gekommen sind, aber jetzt sind da eigentlich zwei, drei leer. Das war alles voll. Da waren lauter so Chinesenshops drin.
Christine: Stimmt! Chinesenshops sind weniger worden. Aber dass es viel Leerstand da gibt, dadurch kommt es eben auch immer wieder dazu, dass so Kunstprojekte aufpoppen, auch als Zwischennutzung, da gab´s schon einige, die dann auch wieder weg waren. Lale: Da war das indisch-pakistanische Geschäft, dann war der wieder zu, dann war der Getränkehändler, der ist jetzt wieder weg. Habt ihr Veranstaltungen gemacht als Musikkollektiv und war es euch wichtig, dass Leute vom Bezirk auch kommen? Was habt ihr dafür getan? Christine: Es gibt das Schaufensterausstellungsprojekt, das heißt Luftsteuer und da gab´s eigentlich alle eineinhalb bis drei Monate wechselnde Ausstellungen. Das war vom Verein (Mz. Balthazar Laboratory), aber es ist vom Kollektiv mitgetragen worden. Und dann gab´s da auch immer Eröffnungen und da kamen schon immer wieder Leute vorbei. Lale: Es ist schon auch wichtig, dass wir wechselnde Schaufenster haben, damit der Bezug hergestellt werden kann zum Umfeld. Das Problem mit der Gegend, der starken Segregation, das ist natürlich … wir haben mit der Gebietsbetreuung zusammen Veranstaltungen beworben, aber das Problem war wirklich sehr oft, dass es ein ziemlicher Aufwand ist, es braucht so viel Zeit und das war oft nicht machbar. Und dass mit dem wir haben ein Schaufenster, das ist barrierefreier, ich frag mich immer, ob das wirklich so funktioniert hat, weil Leut aus der Gegend haben das zwar angesehen, aber in Kommunikation getreten sind relativ wenig. Christine: Also ich find eigentlich umgekehrt, irgendwann gab´s den Punkt, wo ich nimmer draußen stehen wollt rauchen, weil immer wer mit mir reden wollte. Das allein war viel Austausch. Veronika: Ich find es war generell viel Interesse da. Vor allem am Anfang, wo Leute im vorbeigehen gemerkt haben, aha, da findet was statt, da ist eine Veranstaltung. Die Leute sind auch reingekommen und haben gefragt: was macht ihr da? Und meinten, es ist super, dass wir jetzt da sind und wo man sich weiter informieren kann. Christine: Aber was mühsam war, seit diesem Sticker mit dem feministischen Hackerspace, diese ewigen Diskussionen, was heißt das jetzt? Was ist ein feministischer Hackerspace? Es ist halt ein bissl deppert da in einer Bordellgegend, wenn man des dann argumentieren muss, das ist ziemlich mühsam. Lale: Ich bin im Sommer sehr gern draußen gesessen und Tratsch mit den Nachbarn, die vorbeikommen sind, hab ich gern gehabt. Ich kenn die Nachbarn, ich borg mir auch immer Sachen bei denen aus, so rein auf einer privaten Ebene find ich, hat das sehr hinghaut. Das war mir auch wichtig, in eine Gegend zu ziehen, wo das ein bisschen lebendiger ist. Hier gibt´s einfach noch viel Leute, die Zeit verbringen im öffentlichen Raum und das merkt man. Wer ist eure Zielgruppe bzw. wäre die Nachbarschaft eure Zielgruppe gewesen? Lale: Für das Zeigen von Werken, die im Schaufenster sind, auf jeden Fall. Für die Gruppe (Musikerinnenkollektiv) hier schwer zu sagen, wir haben hier ja einen Arbeitsraum, wo Leute einen Lebensraum haben, den sie dann auch teilen und wo es Überschneidungen gibt und das ist sehr schön, aber es war für uns klar, hier jetzt keinen großen Galeriebetrieb zu betreiben. Für die Workshops, das ist jetzt wieder Verein (Mz. Balthazar Laboratory), da war eine rege Diskussion, ich hätte das gern gehabt, dass es mehr Milieu- übergreifend funktioniert, auch andere Leute ansprechen, aber es hat sich nicht ergeben. Wir haben Akademikerinnen angesprochen, Leute, die schon im Kunstkontext sind. Weil wir auch aus diesem Kontext kommen. Das hab ich nur zum Teil gut gefunden, aber ich bin auch realistisch, man kann nicht alles machen. Oft geht´s halt nicht. |