Brigitte
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Schwendergasse | Richtung ArnsteingasseDas ist ein Blick von meiner Ecke in die Schwendergasse hinauf zur Arnsteingasse. Das fasziniert mich jeden Tag, wenn ich da durchgehe, dass rechts, links, wie ein Kreuz die Gassen weggehen und die Fassaden dieser alten, zum Teil schon sehr schön renovierten Häuser, der Kontrast mit dem Auto und den Mülleimern, die immer überladen sind und auch dieses kleine Secondhand Geschäft an der Ecke, die eine Designerjacke ausstellte, die ich dann erstanden hab. Da existiert auch schon lange das kleinste Theater von Wien - gleich ums Eck!
Reindorfgasse
Blick hinunter in die Reiga (Reindorfgasse), wieder Auto, Auto, Auto und schöne Fassaden. Und eben die Optik der grünen Bäume. Am Schwendermarkt bin ich nicht direkt einkaufen, da bin ich auch sehr wenig, ich geh dann zu meinen Türken oder zum Billa, der gleich gegenüber ist, aber ich besuche gerne diese ganzen Aktivitäten und Filmabende und Lesungen, die kulturellen Sachen, die da öfter laufen. Die Informationen bekomme ich entweder durch die Bezirkszeitung oder ich seh´s an den Schaufenstern angeschlagen oder in der Nachbarschaft sagt mir jemand: „Du, da tut sich wieder was!“ und dann geh ich gerne. Auch die kleinen Lokale besuch ich hin und wieder, wenn ich Gäste hab, weil leider in unserer Gasse am Sonntag alles zu ist und man nicht essen gehen kann.
äußere Mariahilferstraße
Sonnenuntergang in meiner täglichen Haltestelle Richtung stadteinwärts, äußere Mariahilferstraße, ein älterer Herr, Türke, Hauptbewohner dieses Grätzels. Der Platz ist hier wunderbar angebunden, ich habe mehrere Straßenbahnen, ich habe zwei U-Bahnen, ich habe Busse hier, die Logistik ist fantastisch, auch die Geschäfte, die ganzen Ärzte, obwohl ich nicht zu allen hier gehe. Ärzte, Labor, Röntgen, alles in Reichweite von 10 Minuten. Optimal. Ich muss nicht in die Stadt, ich muss nicht in diese verhassten Großkaufhäuser, ich bekomm alles beim Libro, Billa, Spar, türkische Geschäfte, alles hier.
Urban Tool
Das ist Urban Tool, die immer sehr nette, witzige Beschriftungen auf den Schaufenstern haben, mit ihrem Bambus, den ich auch gerne mal in meinem Hofgarten anpflanzen würde. Bevor ich hierhergezogen bin, war mir die Gegend völlig unbekannt. Ich war nie im 15. Bezirk. Erst im Nachhinein habe ich erfahren, dass ja die Reindorfgasse ehemals der Boulevard hier im Grätzel war, mit vielen Geschäften und sogar Theater und Kabarett soll es gegeben haben.
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Westbahnhof
Das war am Heimweg von der Demo „Refugees Welcome“. Ein Nachtbild mit einer Menge anderer Leute, die da mit dabei waren. Ich gehe öfter zu Demos, für unterdrückte Minderheiten setze ich mich gerne ein, wenn man schon als Privilegierte auf dieser Welt existiert. Ich hatte auch eine Familie mit 7 Personen aus Syrien auf meinen 55 Quadratmetern als Notquartier für 1, 2 Nächte. Aus diesen 1, 2 Nächten wurden 10 Nächte. Es hat sich aber alles wunderbar gefügt und nach 5 Tagen hatte diese Familie ein Notquartier und nach 10 Tagen, gerade 2 Tage bevor ich wieder abreiste ins Ausland, hatten sie eine komplette Wohnung und auch den Flüchtlingsstatus erreicht. Ich weiß, dass es ihnen gut geht, die Kinder gehen in die Schule und die Mutter lernt Deutsch, sie war sehr schwer traumatisiert. Es war wirklich eine glückliche Fügung, wenn ich schau, wie viel Asylwerber hier schon jahrelang warten und das Verfahren geht nicht weiter.
Schwendergasse | Richtung Markt
Das ist in die andere Richtung mit Blick in die Schwendergasse hinein, wo es Gott sei Dank ein paar Bäume gibt oder noch gibt und eben auch der Kontrast mit den Autos, eins der für mich 4 notwendigen Übel. Wo die Fassaden peu a peu renoviert werden, und sich dadurch eine bessere Lebensqualität entwickelt, auch durch den Schwendermarkt, der sukzessive aktiviert wird.
Sparkassaplatz
Das wäre ja mein Traumberuf gewesen, zwei junge Landschaftsarchitekten haben das Lokal meiner lieben Nachbarin übernommen, die vorher hier einen Malerbetrieb hatte und eine ganze Menge Bastelsachen verkaufte. Die Besitzer sind in Pension gegangen und haben das Geschäft vermietet. Es war mal eine Befragung am Sparkassaplatz, wie ich grad vorbeigegangen bin, da habe ich auch meine Ideen zur Gestaltung abgegeben. Ich habe mir gewünscht, den Platz zu beruhigen, also autofrei zu gestalten. Alle Autos unter die Straße verlegen, was natürlich ein Vermögen kostet, aber gut wäre und über den Platz so eine Art Spinne aus Eisen und oben ein Treffpunkt für junge Leute, ein Café oder ein Imbiss. Das in Form einer Spinne, die da mit ihren Haxen unten steht am Platz. Vielleicht inspiriert durch Saigon, wo ja alles oben ist, die Stadt wachst in drei oder vier Etagen. Verrückt, grässlich. Manche sind begeistert, ich nicht. Aber für so einen Platz hier wäre es gut. Unten könnte man dann Marktstandeln machen und vielleicht einen kleinen Aufzug, Treppe hinauf und oben sitzen.
Block 44
Das ist das Eckgeschäft, wo sich drei junge Leute zusammenschlossen in dem Lokal, in dem vorher ein Türke mit Brautkleidern war. Eine ist eine junge Designerin, die attraktive, hübsche Kleidung macht, das andere ein junger Mann, der sich Sailor nennt, der hat hier ein Café installiert, inzwischen aber an eine junge Dame weitergegeben. Daneben hat sich eine Fahrradwerkstatt und Fahrradverkaufsstelle eingerichtet, die auch sehr gut funktioniert. Vor diesem Geschäft war dieses Boot als Sitzgelegenheit, das hat sich aber als unpraktisch erwiesen, weil es viel Platz weggenommen hat. Jetzt haben sie einen neuen Sitzplatz gemacht mit alten Paletten, was auch sehr originell ist und sich sehr kontrastreich abhebt neben dem Plauscherl, in dem sich die alteingesessene Mittelschicht von der Reindorfgasse trifft. Wenn ich was Neues wissen will, dann muss ich nur ins Plauscherl gehen und die Ohren offenhalten oder Fragen stellen, dann weiß ich alles: wo der nächste beste Arzt ist, usw. Alle diese Informationen habe ich vom Plauscherl. So wie die Vielfalt nehmen auch die Menschen im Plauscherl die Veränderungen im Grätzel vielfältig auf, die einen finden´s positiv und beteiligen sich selbst und engagieren sich, die anderen motzen. Das Plauscherl ist das Kommunikationszentrum, so wie´s früher der Waschplatz war.
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