Joe
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Leerstand
“Das ist Dauerzustand auf der Sechshauserstraße. Die Puff´s sprießen wie eh und je, ein paar Wettbüros und mein Lieblingselektroladen haben zugemacht. Auf der Reindorfgasse sind Personen, die Kunst machen, ein Gschäft oder eine Galerie aufmachen. Das merkt man jetzt auch auf der Sechshauserstraße. Es gibt neue Lokale und Initiativen, die versuchen Leut im Bezirk zusammenzubringen, auch durch die Gebietsbetreuung. Das find ich eigentlich sehr nett. Aber man merkt, das es auch ein neues Publikum anzieht. Früher war das nicht so ein Studibezirk. Ich find´s angenehm, weil ich einen Platz habe, den ich mir leisten kann und gleichzeitig bin ich auch Teil von dieser Verdrängungslogik, weil ich auch Akademikerin bin und ein Studium habe. Ich verdiene vielleicht ein bisschen mehr als eine Arbeiterin, als ein paar andere, die keine Ausbildung haben und die früher hier gewohnt haben. Das find ich insgesamt schlecht, aber das ist auch Stadtpolitik und man müsst eigentlich wieder verstärkt Wohnräume schaffen. Und weniger Spekulationen. Das gehörat verboten, auf Wohnraum zu spekulieren.“
Westbahnhof
“Das ist der Westbahnhof, da stehen Ambulanzen davor. Es sind ganz viele Flüchtlinge auch am Westbahnhof angekommen, grad am Anfang der Flüchtlingswelle, wo dann im Sommer endlich mal reagiert worden ist. Da war einfach viel los und ich hab gefunden, dass das viel ausmacht im Bezirk, weil man über den Sommer auch schon gemerkt hat, dass auf den Grünstreifen in der Mitte vom Gürtel, Leute versucht haben zu schlafen. Dann hat die Caritas angefangen, das am Bahnhof zu organisieren. Ich war am Anfang mal dabei, wo alle was hingebracht haben und geschaut haben, wem man helfen kann und das war eine sehr coole Erfahrung. Auch wenn ich find, dass man sehr viel Kritik daran üben kann, wie das gelaufen ist oder an der Politik üben kann, aber es ist eine unglaublich schöne Erfahrung gewesen, dass Leute einfach versuchen zu helfen, wenn´s notwendig ist. Das hab ich auch erlebt und das find ich sehr beruhigend und sehr schön. Das hätte ich mir von Wien so nicht gedacht.“
Wienfluss
“Das ist der Wienfluss mit Wienzeile und U6/U4 Kreuzung bei der Längenfeldgasse, ich mag den Bereich total gern. Über der Wienzeile, also über den Wienfluss drüber, wo sie diese neuen Käfige gebaut haben und es Urban Gardening gibt, das find ich einfach unglaublich gelungen. Da spielen tagsüber irgendwelche Männergruppen gemeinsam Basketball oder irgendwelche Frauen sind am rumgarteln und freuen sich, wenn man vorbeikommt und auch was machen wollen würd. Diese Rampen, die es da neu gibt, das ist eine ziemlich coole Nutzung für den Bereich, wo Lärm sein kann, weil es eh überall laut ist. Und zum Durchgehen war der nie leiwand, der Bereich. Ich find Wien ist so wahnsinnig dicht verbaut, mit diesen ganzen Häuserschluchten, dass ich´s immer urangenehm find, wenn man wo runterschauen kann, eben in dieses Wienflussbett rein oder wo drüber schauen kann.“
Sechshauserstraße
“Das ist der Blick von meinem Fenster runter auf die Sechshauserstraße, stadteinwärts. Ich wohn an der Straße und die geht mir manchmal unglaublich auf die Nerven: ich find sie ein bissl zweischneidig. Einerseits ist man sofort im Getümmel und hat urgute Anbindungen überall hin, 57A, 12A, in die Stadt die Gumpendorferstraße runter zum Ring oder mit der U6 und die U4. Andererseits find ich´s manchmal echt anstrengend in der Nacht, vor allem im Sommer, wenn viel Nachtleben los ist und Männer die ganzen Puffs aufsuchen und alkoholisiert sind, du hörst Leute schreien in der Nacht und weißt nicht genau, was passiert. Es gibt auch viel Gewalt auf der Straße, speziell durch die Wettbüros und die Puffs und Kneipen. Oder dass ma Frauen schreien hört in der Nacht und man weiß nicht genau, ah ok, haben die Spaß und sind alkoholisiert oder wird denen gerade Gewalt angetan. Das find ich sehr anstrengend. Das ist so die Sechshauserstraße.“
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Jedmayer“Das ist die U-Bahn Station Gumpendorferstraße, der Blick von oben auf das Jedmayer, das ist quasi geschummelt, weil das ist schon der 6. Bezirk. Das Jedmayer, das ist das neue Suchthilfezentrum der Stadt Wien, seit zwei oder drei Jahren gibt´s das jetzt am Gumpendorfer Gürtel, weil sie andere Einrichtungen geschlossen haben, das hat einfach viel mit der Umgebung gemacht. Ich find die Kreuzung, die ist sehr viel belebter als vorher. Klar, es ist der Gürtel und zwei Straßenbahnen. Aber ich muss sagen, es ist ein unglaublich hohes Stresspotential, weil da manchmal einfach Junkies verpeilt über den Gürtel laufen oder quer über die Schienen. Ich finde, den Eingang hätten sie zur Gumpendorferstraße machen sollen, nicht direkt zum Gürtel raus. Ich hab das Gefühl, man muss ständig aufpassen. Also nicht auf mich...“
jüdisches Leben
“Die Tafel steht bei der Längenfeldgasse: Audioguide Wien, 15 Orte erinnern, Menschen erzählen, Geschichte einer jüdischen Vorstadtgemeinde in 10 Hörstationen. Ich find´s voll cool, dass es das gibt. Im 15ten gab´s anscheinend recht viel jüdisches Leben. In der Turnergasse, wo der Turnertempel war, da hat´s vor ein paar Jahren eine Ausschreibung gegeben und das ist neu gestaltet worden. Das war eine Grünfläche und jetzt ist da ein Monument, aber sehr dezent und sehr cool gemacht. Den Audioguide hab ich noch nicht mitgemacht. Aber ich hab mal eine Führung durch den 15tentenmitgemacht, zum 9. November,(Gedenken an die Novemberpogrome 1938) da sind wir durch den 15. Bezirk gegangen und da sind Geschichten vorgelesen worden von Leuten, die damals im 15ten gewohnt haben und selber zum Teil jüdische BewohnerInnen waren. Es ist irgendwie schräg, man kriegt auch so gar nichts mit hier vom jüdischen Leben oder von jüdischen Gemeinden, also im 2. ja, aber hier?“
Mz. Balthazar´s Laboratory“Das ist so ein feministisches Kunst-Cybercafé.ungefähr so was. Es war so eins von den ersten, alternativen Sachen in der Straße hier, die ich mitgekriegt hab. Sie machen viel mit programmieren und es sind immer wieder coole Sachen in der Auslage. Sie haben mal im Sommer Fernseher drin ghabt, die immer wieder bestimmte Sequenzen gespielt haben, aufgenommen aus dem öffentlichen Raum Das sind auch verschiedene Leute in der Nacht stehen geblieben und haben angefangen, darüber zu reden! Das Workshopprogramm war mir dann meistens ein bisschen zu hochschwellig. Programmieren stell ich mir unglaublich kompliziert vor. Deswegen bin ich glaub ich auch nie hingegangen. Aber in der Auslage schau ich immer gern vorbei."
Nischen
“Wenn man weiter das Stiegenhaus rauf geht, da wo ich wohn, sieht man die Häuserdächer. Man kann das Fenster aufmachen und am Fensterbrett sitzen. Es ist ein bisschen eine Nische, weil du bist allein und es gibt nicht dieses Stadtgewusel, es ist relativ ruhig, obwohl es nur über den einen Dachgiebel drüber ist. In der Nacht sieht man die Sterne. Diese Oasen sind echt wichtig im 15., weil ich find, es gibt nicht so viele Ruheflächen oder Grünflächen. Schönbrunn ist. Schönbrunn ist eh nimmer im 15ten, der Schlosspark ist riesig, aber der ist so strukturiert, das ist auch kein Erholungsraum. Und wenn ich da früher mal laufen gangen bin, zwischen den ganzen TouristInnen fand ich´s irgendwie wenig erholsam. Im Auer-Welsbach-Park hört man von allen Seiten die Autos. Da ist man in 5 Minuten da, das ist super und es ist das, wo ich am ehesten hingeh, aber gleichzeitig ist es trotzdem so, dass man von allen Seiten das Autogebrause hat, weil da halt wirklich drei, vier Spuren herumgehen.“
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