Christiane Rainer
|
Reindorfgasse
Das schaut gar nicht so aus, als ob es jetzt die Keimzelle der Entwicklung im 15. Bezirk wäre. Es gibt da die Kaufleute oder die Firmen, die da sind, dieses urban tools, mit diesen Taschen, die man sich auf die Oberschenkel schnallen kann. Und der, dem des gehört, ist der Obmann von diesen Kaufleuten, die tun immer relativ viel, die haben dieses Gassenfest und ich glaub schon, dass von hier viele Impulse ausgehen für die Veränderungen grad in der Gegend hier. Das hat sich ein bissl intensiviert in letzter Zeit, weil jetzt das Eduard´s dazukam. Und es kommen viel mehr solche Läden dazu. . Ob ich es nutze? Na, eigentlich ned. Das Quell, da geh ich schon ab und zu hin, das gibt´s aber schon ewig. Ich geh zum Reindorfgassenfest. Aber diese Dinge waren jetzt auch beim Herziehen nicht ausschlaggebend, ich hab das gar nicht mitgekriegt.
Herr Kayabash
Da gibt‘s vom Schwendermarkt her so einen Abgang zwischen den gemauerten Marktstandln, der ist meistens recht versifft und da stinkt`s, trotzdem ist es eine praktische Abkürzung. Und das ist der Blick runter zu diesem Laden, von Herrn Kayabash heißt er glaub ich, der schon lang da ist. Am Anfang, die ersten 3 Mal oder so wo i da hin gegangen bin - ich weiß nicht, was ich da gekauft hab, ein Olivenöl oder einen Reis oder so irgendwas. Und jedes Mal, wenn ich dann zahlt hab, hat er gsagt: „Sackerl?“ Und ich hab gsagt: “ja, bitte!“ Und dann hat er von der Wirtschaftskammer ein Papiersackerl genommen und hat gsagt: “Schönes Sackerl für schöne Frau!
Nähzubehörgeschäft
Des is auch in der äußeren Mariahilfer Straße, das ist ein kleines Nähzugehör sagt man in Wien lustigerweise, bei uns hat´s gheißen Nähzubehör..das ist ein ganz ein kleiner Laden, ich bin keine Näherin oder Strickerin, ich kann des leider ned, aber ab und zu bin ich da schon hingegangen, weil ich irgendwas braucht hab, einen Knopf oder irgendwas. Und da ist eine alte Dame, die schon in Pension ist, die ist irgendwie siebzig und die macht aber noch ab und zu auf, soweit sie das halt darf, hat sie mir erklärt, soweit das ihr Status als Pensionistin erlaubt. Sie kauft auch nichts mehr zu, sie hat aber teilweise ganz klasse Sachen, ganz schöne Knöpfe.
Werkstätten
Ich find insgesamt im 15. Bezirk ganz interessant, dass noch wahnsinnig viele Betriebe da sind, von der Autowerkstatt über Maler, Tischler, Schlosser, usw. Also ich denk ma, vielleicht hat´s damit zu tun, dass es einfach hier noch möglich war eher als irgendwo anders eine Betriebsanlagengenehmigung zu kriegen und die sind halt noch da. Das ist irgendein Betrieb, wo man seine Sachen hinbringen kann, um sie zu verchromen oder neu mit Messing oder Kupfer zu beziehen.
|
Hendlbraterimbiss
Das ist das schon ziemlich abgeblätterte Symbol von diesem Hendlbraterimbiss am Schwendermarkt. Ich hab allerdings den Eingang bei der Mariahilferstraße rauf, also glei bei der Straßenbahnstation und da geh ich tatsächlich manchmal hin und kauf mir ein gegrilltes Batteriehuhn, weil es so gut riecht und weil die Frau, die da drin ist, so nett ist. Ich mag des überhaupt ned, aber dann sagt sie: „Ich geb noch eine Leber dazu!“ und dann haut sie noch eine gebackene Leber mit rein und eigentlich sollt ich sagen, dass ich es nicht will, weil ich ess es ja dann nicht. Wenn ich einen Salat dazu kauf, einen Selleriesalat, dann wiegt sie´s ab und gibt mir noch einen Löffel drauf und sagt: „Is von mir!“ Also die ist irgendwie ganz herzig.
Gestern und heute
Das ist aus zweierlei Hinsicht ganz interessant. Erstens einmal sieht man da noch die Gitter zu den Luftschutzbunkern von Mannesmann. Das war sicherlich kein Einstieg, sondern zu Belüftung, aber zumindest wusste man, dass da einer ist, abgesehen davon, das die an der Hausfassade angeschrieben waren. Und da ist entweder einer gewesen oder es ist eben dieses Gitter da eingebaut worden, das weiß ich nicht. Und drüber ist ein Laden, der von.. ich hätt jetzt gsagt von Chinesen betrieben wird .. aber das ist wahrscheinlich genauso falsch wie wenn der Österreicher sagt: mir tun die Fias weh, dann ist der Bereich von der großen Zehe bis zu Hüfte gemeint und man weiß nicht genau, was jetzt wirklich das Problem ist. Also Asiaten, die dort eine sehr lieblose Auslagengestaltung betreiben. Die Auslage tauschen´s ned so oft aus, das ist schon total ausgebleicht und staubig und vollkommen unattraktiv. Erstaunlich. Das hat´s auch schon gegeben, als ich hergezogen bin.
Wahlkampf
Das ist die Rückseite von der Straßenbahnstation in der Rustengasse. Das war kurz vor der Landtagswahl am 11. Oktober, die Wiener Gemeinderats- oder Landtagswahlen, das ist ja immer beides. Ich versteh die Botschaft nicht ganz, ist es jetzt pro oder kontra, ich glaube eher kontra. Und das fand ich irgendwie originell, weil sich da jemand die Mühe gemacht hat, das aneinander zu stückeln. Ist mir ins Aug gesprungen.
Gedenktafel
Das ist an der Remise, an der Seite Richtung Mariahilferstraße. Das ist eine Gedenktafel an einen Straßenbahner, Johann Gartner oder Gärnter, der am 8.11.1944 hingerichtet worden ist. Ich wollt mal jemanden fragen, weil das ist da so ein Hüttl, wo manchmal jemand drin sitzt, aber der hat des nicht gewusst, und ich hab den auch schon mal versucht nachzuschlagen, weil wenn er eines der Opfer des Nationalsozialismus war, dann müsst er eigentlich im Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands auftauchen, aber da hab ich ihn nicht gefunden. Da viele Mitarbeiter der Bahn im Widerstand waren, weil sie einfach Sozialdemokraten waren, ist es nicht verwunderlich, aber warum jetzt für ihn da an dieser Stelle diese Gedenktafel ist, das wär mal interessant, herauszufinden.
|