Amir
Dadlergasse, seit 14 Jahren im Bezirk
Gespräch am 1.11.2015
Amir hat gerade die Schule fertig gemacht und eine Lehre zum Kälte- und Klimaanlagentechniker angefangen. Viele seiner Freunde wohnen im Bezirk. Er geht 3 Mal die Woche zum Basketball in einen Verein im 16. Bezirk und spielt in seiner Freizeit im Auer-Welsbach-Park Basketball. Er ist gerne ins Jugendzentrum in der Hollergasse gegangen, aber das hat zugesperrt. Seit seinem ersten Lebensjahr wohnt er nun in der Dadlergasse.
Schmelzbrücke 13A
Das hier, wo ich das fotografiert habe, das war mein täglicher Schulweg auf der Schmelzbrücke und ich hab immer wieder den Westbahnhof von weiten gesehen und wie die Züge reingefahren sind, das hat mir echt, ich mochte es einfach so zu sehen, wie sich da alles bewegt. Ich weiß eines, das hier, dieses gelbe Gebäude da, das ist die Zentrale. Von da leiten sie alles: wann der Zug abfährt, wann er kommt und die Weichen einstellt. Und manchmal geh ich auch dort hin und helfe dabei. Wie man da runter kommt? Man muss eigentlich nur zum Westbahnhof rüberfahren und dann kommt man auf die Bahnsteige. Man muss zum Eingang gehen, vom Gürtel aus, um zum Bahnsteig zu gelangen, ansonsten ist gesperrt überall.
Fast Food Pizza
Das hier ist mein Weg ins Lokal, wo ich auch meistens Pizza esse, auf jeden Fall Fast Food Gerichte und ich mag ihre Pizza so gern, das schmeckt einfach so gut dort, das ich nicht abweichen kann. Das ist eh gleich in der Mariahilferstraße, ich glaub, man muss einfach weiter rauf gehen. Ich geh immer extra dort vorbei, wegen der Pizza. Meine Mutter sagt dann: ruf an und bestell´s dir irgendwo. Ich sage: Nein, ich will diese Pizza, das schmeckt mir bis jetzt am besten. Aber nicht zu vergessen, meine Mutter macht auch Pizza. Sie war einmal sehr beleidigt deswegen, das diese Pizza einfach sehr gut ist und nicht ihre. Wenn ich Geld kriege, dann kauf ich mir Pizza, auf jeden Fall.
Westbahnhof
Ich geh immer zum Westbahnhof, da wo die Flüchtlinge stehen und weiterfahren wollen, da helf ich denen, geb ihnen Essen, etwas zu trinken und Kleidung, also was sie grad brauchen, das sie heil nach Deutschland kommen. Ein paar Leute wollen nicht, das man Tickets kauft, weil sie die sind sehr teuer und es gibt sowieso einen Sonderzug nach Deutschland und sie sagen, sie wollen trotzdem, aber der Schaffner wird sie dann rausschmeissen, hat man mir erzählt. Ich fahr jetzt manchmal vorbei, aber sie sagen, es gibt nichts mehr zum helfen. Übersetzten kann ich nicht, weil sie haben einen anderen Dialekt, also sie reden schon arabisch, aber jedes arabische Land hat einen anderen Dialekt und ihres ist für mich nicht zu verstehen. Die Schrift ist die gleiche, man spricht es aber anders aus.
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Demo Westbahnhof
Ich weiß nicht mehr genau, was das für eine Demo war. Das war für mich sehr interessant. Wie sich Menschen einsetzten um die Flüchtlinge willkommen zu heißen und ihnen zu helfen Und alles dafür zu tun, das sie sich wohlfühlen und nicht auf der Straße landen. Das hat mich auch sehr berührt im Herzen. Zu Hause sprechen wir oft darüber.
Bus 12AMit dem Bus bin ich auf diesem Weg 5 Jahre gefahren und gegangen. 5 ganze Jahre. 4 Jahre Hauptschule, 1 Jahr Poly (Polytechnische Schule). Das hat mich schon genervt, jeden Tag die Schule besuchen, den gleichen Weg nehmen, da kann man nichts neues machen, außer man macht so eine Runde bis zum Westbahnhof mit der U3 und dann mit der Straßenbahn fahren, aber das war für mich auch das selbe. Es gab nur die zwei Wege. Der Weg und die Schule hat mich genervt. Die haben extrem viele Hausübungen gegeben, das war unfassbar.
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